Der Heidelberger
Komponist und Pianist
Adolf
Gutmann
* 12.01.1819 - † 22.10.1882
Biographie von W.EGGERT |
Auf dieser Seite soll an den Heidelberger Pianisten und Komponisten Adolf Gutmann erinnert werden, um gegen das Vergessen anzukämpfen. Gutmann blieb nur als der Lieblingsschüler von Chopin und später einer seiner engsten Freunde in Erinnerung. Gutmann war aber viel mehr, er führte in seinen Kompositionen den Stil von Chopin fort und entwicklte seine Musik damit weiter.
Sein Vater, Johann Georg Gutmann, war Gastwirt und ihm wurde am 26. Aug. 1807 die Bewirtschaftung der Schloßwirtschaft (neben der großen Treppe bei der Grotte) in Heidelberg übertragen, die er bis Ende 1809 betrieb. Am 1. Mai 1810 zog Gutmann nach Baden, um den "Badischen Hof" bei Rastatt zu führen. Er kehrte zurück nach Heidelberg und führte ab 1819 den Gasthof "König von Portugall" in der heutigen Hauptstraße 146 (dem heutigen Gloria & Gloriette Kino). Als zweites Кind des der Zunft dег Spanhauer (Dachdecker) angehöгепdеп Johann Georg Gutmann und seiner Ehefrau Саtharina geb. Hofmann aus Bensheim ап der Bergstraße war Adolph Wilhelm Gutmann аm 12. Januar 1819 in jenem Gasthause, einer den Grafen vоn Hirschhorn gеhöгепdеn Besitzung, geboren. Sechzehn Tage паch der Geburt wurde er im Hause еvаngelisch-reformiert getauft. Unseres Adolf Taufpate war der Sohn des Professors Leonhard, eines bedeutenden Mineralogen der Uпivеrsität. Wir dürfen uns Аdоlph als echten "Neckarsume" vоrstellen. Sein Spielplatz waren dег Rathaus-, der Неu- und der Kornmarkt, der großelterliche Garten am Schloßberg - seit fünf Generationen wohnten die Gutmanns hier als ehrsame Knopfmacher - und das Neckarvorland.
Durch sein Talent auf dem Klavier spielte er bereits mind. ab dem Jahr 1829, seinem 10. Lebensjahr, öffentliche Konzerte in Heidelberg. Zu diesem Zeitpunkt, ab Sommer 1829 studierte Robert Schumann für 1,5 Jahre in Heidelberg Jura. Schumann wohnte ab dem Wintersemester 1829 in der heutigen Hauptstraße 160, also nur wenige Häuser von Gutmann entfernt. In dieser Zeit besuchte Schumann viele Konzerte, vielleicht auch eines mit Adolf Gutmann, aber bestimmt kannten sich die beiden Musikbegeisterten schon damals.
Als Fünfzehnjähriger brachte ihn sein Vater 1834 zur Ausbildung bei Chopin nach Paris. In dem Artikel "Der Lieblingsschüler des Frédéric Chopin" der Zeitschrift "Tygodnik Ilustrowany"(Illustrierte Wochenzeitung) wurde die Ankunft wie folgt beschrieben: "Es war im Februar 1834. Es hat gerade ein bewölkter und grauer Tag begonnen, als zwei Eingereiste
nach dem Wohnsitz des berühmten Komponisten und Pianist Frédéric Chopin fragten. Nach dem
Aussehen der Beiden konnte man Vater und Sohn erkennen, es war Johann Georg Gutmann mit seinem Sohn
Adolph. Sie kamen aus Heidelberg nach Paris um Adolph bei Chopin in der Klavierkunst weiter auszubilden.
Nach einer kurzen Erholung und Erfrischung im Hotel sind sie nach Chanssee d´Antin gegangen, wo
Chopin wohnte.
Der Maestro empfing seine Besucher sehr freundlich aber nach dem erfahren des Anliegens der
Besucher
hat sich sein Gesicht verfinstert.
Chopin sagte: "Herr Gutmann, die Ausbildung ist eine sehr wichtige Sache die viel Geduld
und Zeit erfordert und das letztere habe ich zu wenig. Ich bedaure, aber ich kann Ihren Sohn nicht als Schüler
annehmen. Der
besorgte Vater hat um die Erlaubnis gebeten, ob sein Sohn etwas vorspielen darf. Chopin hat zugestimmt aber
danach hat er seine Meinung nicht geändert. Der verzweifelte Vater hat dann gesagt, daß sein Sohn auch
improvisieren kann. Nach ein paar Minuten mutiger Improvisation von Adolph sagte Chopin: "Er ist ein
Genie ich werde Ihren Sohn gern unterrichten."
Nach dem ersten Besuch Gutmann haben die Besuche täglich stattgefunden,
auch in Stunden in denen der Maestro normalweise komponiert hatte. Nach kurzer Zeit waren ihm die
Geheimnisse der Klavierkunst und Komposition seines Lehrers vertraut. Er kannte die
neuen Kompositionen seines Lehres auswendig, noch bevor sie Chopin auf dem Papier übertragen hatte.
Chopin hat Gutmann mit seiner Freundin, der berühmtern Schriftstellerin George Sand bekannt gemacht.
Sand war erfreut den jungen Mann kennen zu lernen, von dem sie so viel lobenswertes von Chopin
gehört hatte. Es wurden ihm auch Ihre Kinder vorgestellt. Sand selbst und Ihre exzentrische
Wohnungseinrichtung haben auf Gutmann einen großen Eindruck gemacht. Seitdem war er bei Ihr ein gern
gesehener Gast. Während der vielen Besuche bei Sand, hat Gutmann viele berühmte Künstler und Schriftsteller
kennengelernt , unter anderen auch Balzac.
Eines Tages hat Chopin sehr früh nach Gutmann geschickt. Als er kam saß Chopin noch im Bett: "Entschuldige mein lieber Gutmann", sagte der Maestro zur Begrüßung "das ich dich so früh beanspruche, aber ich habe gerade einen Brief von Moscheles bekommen. Der freut sich über meine Rückkehr nach Paris und möchte um fünf Uhr meine neue Komposition hören. Ich bin zu schwach um selbst zu spielen, spiel also du mein Lieber." Es geht um das Scherzo. Chopin übergab seinem Lieblingsschüler das Scherzo, gekennzeichnet in seinen Werken als Op.39. Gutmann war sehr überrascht, bis jetzt hat sein Lehrer seine neuen Kompositionen immer dem Kritiker selbst vorgestellt. Gutmann hat sich ans Klavier gesetzt und um fünf Uhr konnte er das Scherzo für Moscheles auswendig spielen. Chopin und der Kritiker waren sehr begeistert von seiner Interpretation. Als Dankeschön widmete Ihm Chopin das Scherzo.
Im März 1838 spielte Gutmann öffentlich zusammen mit Chopin, Zimmermann und Alkan im "Salle du Conservatoire".
Im Sommer 1847 wollte Gutmann eine Reise nach Deutschland und Russland machen. Erst im spätem Herbst hat er es in die Tat umgesetzt. Nach Leipzig kam er genau am Tag der Beerdigung des Felix Mendelssohn Bartholdy. Durch die Trauer in der Stadt ,war es schwierig ein Konzert zu geben. Dank Hofmeister konnte er aber doch noch ein Konzert geben, ein Abend, der Ihm viel Achtung und Sympathie einbrachte.
In Berlin haben Ihm die Empfehlungsbriefe von Chopin, den Zutritt zur auserlesenen Gesellschaft verschafft.
Die Gräfin Rossi hat Ihm geholfen, am Tag des Geburtstags der Königin, ein Konzert im Schloss
Charlottenburg zu geben. Er spielte Addagio und Rondo vom Konzert E-mol dann dritte Etüde aus
dem erstem Heft von Chopin und zum Schluss die eigenen "Zehn Etüden" Op.12, die er auf Wunsch der Königin
wiederholen musste.
Am nächsten Tag hatte er so großes Heimweh und Sehnsucht nach dem Freund in Paris, das er die
weitere Reise nach Petersburg nicht mehr machte.
Gutmann hat über 90 Kompositionen für Klavier geschaffen und veröffentlicht, die er von Op. 1 bis Op. 60 nummeriert hat. Ein Stück wurde von Samuel T. Strang für die Orgel arrangiert.
Wilhelm von Lenz, ein anderer Schüler Chopins, erzählte über Gutmann, er sei so stark gewesen, dass er mit dem Akkord der linken Hand im sechsten Takt ein Loch in einen Tisch schlagen konnte. Diesen Akkord können viele Pianisten nicht einmal greifen.
Im Jahre 1866 reiste er nach Ägypten, Syrien und Palestina.
Nach dem Deutsch-Französischen Krieg von 1870/71, und den damit entstehenden Unruhen in Paris, zog er nach Florenz in eine Villa in der Viale Petrarca Nr.5. Italien war damals das "bevorzugte Auswanderungsland für Homosexuelle", weil die italienische Gesetzgebung die gleichgeschlechtliche Liebe nicht unter Strafe stellte, im Gegensatz zu vielen anderen Ländern..
1879 meldete Gutmann ein Patent für das Malen mit Ölfarben auf Atlasseide an. Neben Blumen waren tropische und farbenfrohe Vögel seine Lieblingsmotive.
1880 gründete Gutmann eine Fabrik für Seidenmalerei.
Am 22.10.1882 starb Adolph Gutmann in La Spezia, bei einem Ausflug von seinem Kurort Viareggio, an den Folgen eines Schlaganfalls.