Aesthetic Piano Music
für und über
Oscar
Wilde
und die Ästhetische Bewegung
des 19. Jahrhunderts
"Gute Erziehung hat einen schrecklichen Nachteil: sie schließt einen von vielem aus." Oscar Wilde |
|
Die Familie Wilde in Heidelberg
Constance 1897 in Heidelberg | |
Cyril 1896 in Heidelberg | Vyvyan 1896 in Heidelberg |
Es gibt keinen Hinweis, das Oscar Wilde jemals in Heidelberg war. Er konnte zwar etwas Deutsch, ist aber wahrscheinlich nie näher als nach Bad Homburg, was ca. 100 km entfernt liegt, gekommen. Er hat aber nachweislich die in Heidelberg aufgenommenen Bilder der Familie erhalten.
Anders sieht es mit seiner Ehefrau Constance und seinen beiden Kindern, Vyvyan und Cyril, aus. Die drei sind im April 1896 in Heidelberg angekommen.
Die Mutter entschied, die beiden Kinder in eine englische Schule, in das "Neuenheim College" zu geben. Neuenheim gehörte damals noch nicht zu Heidelberg und war eine selbständige Gemeinde. Es gab zu dieser Zeit auch in Heidelberg noch eine weitere englischprachige Schule mit dem Namen "Heidelberg College". Da ist doch die Frage zu stellen, was die Engländer dazu gesagt hätten, wenn man im Herzen von Oxford eine deutsche Schule mit dem Namen "Oxford Kollegium" gegründet hätte.
Ein Grund für die englische Schule waren ihre zweiwöchigen Erfahrungen in deutschen Schulen in Freiburg im Breisgau. Dort hatte in der ersten Schule der Lehrer, Oscars Sohn Vyvyan, zur Disziplinierung, an den Kopf geschlagen und er hat zurück geschlagen. Darauf mußten sie die Schule wechseln, wo es in der neuen Schule zwar keinen Schlagabtausch mit dem Lehrer gab, aber zu einer Schlägerei mit den Klassenkameraden gekommen ist und deshalb wurden die Kinder auch aus dieser Schule rausgeschmissen.
Constance wohnte in Neuenheim mit ihren Kindern in der Pension "Anglais", wo sie für 75 Francs pro Woche ein Doppelzimmer und ein Einzelzimmer bewohnte. Dieser Mietpreis (heute wären das ca. 900 €) zeigt, daß es in Heidelberg schon damals überteuerte Mieten gab. In Heidelberg und Umgebung gab es zur damaligen Zeit schon viele Briten, eine Englische Kirche, einen englischen Club und sogar englische Restaurants (welche nicht als Bestrafung gedacht waren ;-)), und schon damals viele Touristen aus England und Amerika.
Constance hat damit begonnen Deutsch zu lernen und hat sich in der Englischen Kirche in Heidelberg betätigt. Vyvyan beschreibt in dem Buch "Son of Oscar Wilde", daß die Kinder viel Cricket gespielt haben und auch zusammen mit der Mutter den Philosophenweg gewandert sind. Er beschreibt auch, daß an einem Sommertag, die Studenten das Schloß mit Bengalfeuer und einem Feuerwek zum Abend beleuchtet haben, also auch die Wildes konnten schon damals das noch heute durchgeführte "Heidelberg in Flammen" oder die "Schloßbeleuchtung" erleben.
In den Sommerferien zogen die Wildes hinauf in das "Schloß Hotel", kurz hinter dem Schloß. Zur damaligen Zeit führten Frau und Herr Köhler das Hotel, die von den Wildes als sehr sympathisch beschrieben wurden. Dort machten die Kinder Führungen für Briten und Amerikaner und verdienten sich heimlich etwas Taschengeld dazu.
An den Sonntagen machten sie Wanderungen nach Schlierbach und tranken auf dem Rückweg, auch als Kinder, Löwenbräu Bier. Wenn Constance nach England fuhr, gab sie die Kinder in die Obhut von Frau Köhler, diese nahm die Kinder am Sonntag Vormittag auch in die Heiliggeistkirche, in den damaligen katholischen Teil, mit. Sie haben sie mehr gemocht als die Englische Kirche, weil sie so "wunderschön" war.
Zum Schulanfang sind sie wieder zurück nach Neuenheim gezogen um wieder auf das Neuenheim College zu gehen. Dort gab es dann auch ein Fußballspiel gegen eine deutsche Frankfurter Mannschaft. Die Briten vom Neuenheim College gewannen und die Deutschen haben anschließend das College gestürmt und einige Fenster zerschlagen. Es gab also schon damals Hooligans, aber auf der deutschen Seite.
Bis zum Sommer 1898 blieb Cyril in Heidelberg am Neuenheim College und Vyvyan ging zu Beginn des Jahres 1897 nach Monaco.
Cyril starb als Soldat im ersten Weltkrieg 1915, erschossen von einem deutschen Scharfschützen.
"If you want to tell people the truth, make them laugh, otherwise they'll kill you." Oscar Wilde